Tierschutzpräsident Thomas Schröder auf Nordbadentour - Landestierschutzverband Baden-Württemberg
Tierschutzpräsident Thomas Schröder auf Nordbadentour
von Redaktion LTschV-BW

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder besucht Tierheime in Baden-Württemberg

Am 4. und 5. April reiste der Vorsitzende des größten Tierschutzverbands Deutschlands nach Nordbaden zu den Tierschutzvereinen Weinheim, Schwetzingen, Karlsruhe und Rastatt. Begleitet von Vertretern des Landestierschutzverbands (Vorsitzender Stefan Hitzler und Schatzmeister Stefan Graf) fand ein reger Austausch der Tierschutzvertreter*Innen mit Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie Stadtratsmitgliedern statt. Die Sorgen und Nöte der Tierschützer wurden dabei intensiv diskutiert und während der ausgiebigen Besichtigung der jeweiligen Tierheimeinrichtung noch verdeutlicht.

Am 4. April startete die Tierheimtour im Tierheim Weinheim. Präsident Schröder machte sich vorort ein persönliches Bild von der engagierten Arbeit der Weinheimer Tierschützer. Neben dem alltäglichen Tierheimbetrieb und dem besonderen Engagement für frei lebende Katzen kümmern sich die Weinheimer u.a. auch um Wildtiere oder entlaufene Tiere. Neben den vielseitigen Herausforderungen im Tierschutz kommen derzeit noch Flüchtlingstiere aus der Ukraine hinzu, die im Tierheim vorübergehend eine Bleibe gefunden haben. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Rehkitzrettung Weinheim. In großer Runde wurde die dringende Notwendigkeit einer Katzenschutzverordnung deutlich gemacht und gleichzeitig klargestellt, wie viel gerade die Tierschützer allein im Ehrenamt für unsere Gesellschaft leisten. Dabei werden den Tierheimen oftmals noch nicht einmal die ihnen zustehenden Leitungsentgelte für die kommunale „Fundtierverwahrung“ in vollem Umfang erstattet. Die anwesenden Politiker, wie Bundestagsabgeordneten Moritz Oppelt (CDU), Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny (SPD) und OB Manuel Just zeigten sich den Problemen der Tierschützer gegenüber sehr aufgeschlossen und gesprächsbereit. Themen wie die Folgen des Ukrainekriegs in Form von „tierischen Flüchtlingen“, stark eingebrochene Spendeneinnahmen durch die Coronakrise und der Sanierungsstau im Tierheim wurden rege diskutiert.

Besuch im Tierheim Weinheim

Die Reise ging weiter zum Tierschutzverein Schwetzingen und der dortigen Katzenstation. Auch hier ein herzlicher Empfang durch die Vereinsvorsitzenden und besondere Gäste wie Landtagsvizepräsident Daniel Born, Bundestagsabgeordneter Olav Gutting, Landtagsabgeordneter Andreas Sturm und Bürgermeister Matthias Steffan. Auch die durchweg ehrenamtlichen TierschützerInnen des kleinen Vereins nutzten die Chance über ihre oft überregionalen ehrenamtlichen Tierschutzeinsätze zu berichten, die weit über die reine Katzenversorgung hinaus gehen. Durch die fehlende Expansionsfläche werden zahlreiche Tiere des Vereins im Privatbereich auf Pflegestellen betreut. Auch in Schwetzingen fordern die TierschützerInnen die Umsetzung von kommunalen Katzenkastrationsverordnungen ein und wünschen sich verlässliche finanzielle Unterstützung vonseiten der Kommunen für die von ihnen so häufig geleistete Tierschutzarbeit.

Besuch beim Tierschutzverein Schwetzingen

Im Tierheim Karlsruhe am Folgetag wurde gleichfalls deutlich, dass noch vieles besser sein könnte. Bei der Tierheimbesichtigung stand vor allem der Sanierungs- und Ausbaubedarf der Hundehäuser und -Quarantäne im Vordergrund. Und auch hier zeigte sich im Gespräch mit den Stadträten Renate Rastätter und Michael Borner, dass neue Verhandlungen mit der Stadt in Hinblick auf die Fundtiervereinbarungen dringend erforderlich sind. Auffällig - wie in vielen größeren Tierheimen im Land - waren die vielen großen und schwervermittelbaren Hunde des Tierheims, die einen besonders hohen Betreuungsaufwand erfordern und meist sehr lange im Tierheim verbleiben.
Dafür wird demnächst das Tierheimareal um eine große Freilauffläche für Hunde erweitert, ideal als große Auslauffläche oder auch für gezieltes Hundetraining.
Ukraineflüchtlingstiere waren gerade in Karlsruhe schon gleich zu Kriegsbeginn eine zusätzliche Herausforderung, da die Unterbringungsplätze im Tierheim schnell ausgeschöpft waren. Gemeinsam mit den zuständigen Veterinärbehörden mussten pragmatische Lösungswege über externe Pflegeplätze gesucht und gefunden werden, um Menschen und Tieren unbürokratisch helfen zu können. Ein landesweites Problem, was leider nicht flächendeckend so offen und relativ konfliktfrei angegangen wird.

Besuch im Tierheim Karlsruhe

Als letzte Station besuchte Schröder und seine BegleiterInnen das Tierheim in Rastatt. Auch die Vorsitzende des Rastatter Tierheims hatte einige Sorgen im Gepäck, welche sie dem Tierschutzbundpräsidenten und anwesenden Stadträten Heiko Ullrich, Joachim Fischer und Roland Walter gleich zu Beginn darlegte. Bei der anschließenden Tierheimbesichtigung konnten sich die Gäste selbst ein Bild über die derzeit angespannte Lage machen. So stehen nicht nur dringende Ausbau- und Sanierungsarbeit im Tierheim an, auch ist es auf die Anzahl der Tiere, die hier beherbergt werden, mitunter gar nicht ausgelegt. Hinzu kommt die unsichere Finanzierungsfrage, zumal Gehaltanpassungen an die Mindestlohnerhöhung anstehen, Einnahmen und Spenden aufgrund der Coronakrise stark gefallen sind und die Rücklagen des Vereins sichtbar schwinden. Hinzu kommt, dass umliegende Gemeinden keine verbindlichen Vereinbarungen mit dem Tierheim abschließen und maximal für 28 Tage Pflegekosten für Fundtiere aus ihrem Bereich zahlen, wohlwissend, dass die Tierschützer die Tiere schon nicht im Stich lassen werden. Thomas Schröder sieht darin zurecht ein „billiges Rauskaufen aus einer Pflichtaufgabe“ und indirekt auch einen „Missbrauch des Ehrenamts“.


Wie Schröder treffend zusammenfasst, sind Tierschützer letztendlich immer erpressbar, was leider oft ausgenutzt wird. Er verweist mit Nachdruck darauf, dass zumindest eine kostendeckende Erstattung der Tierheimausgaben für die kommunale Pflichtaufgaben der Fundtierunterbringung, die die Tierheime als „Dienstleister“ für die Gemeinden erfüllen, unbedingt zu erfolgen hat.
Zusammen mit dem Landesverband sagte der Deutsche Tierschutzbund im Rahmen der Tierheimtour Nordbaden den besuchten Tierschutzvereinen Soforthilfe in Form von finanzieller Unterstützung, Futterspenden und Chiplesegeräten (und Transponder) zu.

Besuch im Tierheim Rastatt

 

 

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