Jahreshauptversammlung 2023 - Landestierschutzverband Baden-Württemberg
Jahreshauptversammlung 2023
von Redaktion LTschV-BW

Jahreshauptversammlung 2023

Am Samstag, 29. 04.2023 fand in Reutlingen die Jahreshauptversammlung des Landestierschutzverbandes Baden-Württemberg statt. Mit 124 angeschlossenen Tierschutzvereinen und deren über 50.000 Mitgliedern, ist der Landestierschutzverband der mitgliederstärkste Tierschutzdachverband im Land. Als besondere Ehrengäste begrüßte der Verbandsvorsitzende Stefan Hitzler den Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, sowie den Tierschutzreferatsleiter des Ministeriums Ländlicher Raum, Dr. Thomas Pyczak und in Vertretung des Gemeindetags Baden-Württemberg, Herrn Stefan Braun. Über 80 VertreterInnen der Mitgliedsvereine verfolgten mit großem Interesse und eigenen Diskussionsbeiträgen die zahlreichen Tagesordnungspunkte der ganztägigen Mitgliederversammlung.

Am Samstag, 29. April hatte der Landestierschutzverband zu seiner diesjährigen Mitgliederversammlung eingeladen. Über 80 TeilnehmerInnen von mehr als 40 Mitgliedsvereinen zeugten von einem regen Interesse an der Veranstaltung. Gleichzeitig bestärkte sich im Laufe des Tages, welche gemeinsamen Probleme die Tierschützer im Land derzeit belasten.
Zu Beginn stellte der Vorsitzende Stefan Hitzler in einem ausführlichen Geschäftsbericht die Arbeit des Landesverbands im letzten Jahr vor. Der anschließende Kassenbericht durch den Schatzmeister Stefan Graf belegte die satzungsgemäße Verwendung der Haushaltsmittel, so dass auf Empfehlung der Kassenprüfer der Gesamtvorstand von der Mitgliederversammlung einstimmig entlastet werden konnte.
In der anschließenden Aussprache der VereinsvertreterInnen wurden ausführlich die Problemstellungen der Tierschutzvereine diskutiert, wie die immer noch sehr unbefriedigende Situation der Stadttauben hierzulande. Die Anwesenden einigten sich darauf, dass der Landesverband speziell das Thema Stadttauben im kommenden Jahr noch einmal aufgreifen und in den Fokus rücken wird.

Im weiteren Verlauf gab der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder einen Überblick über die politischen Entwicklungen im Tierschutz auf Bundesebene. Trotz zahlreicher Versprechen hat die Ampelkoalition seiner Einschätzung nach bisher so gut wie keinerlei Fortschritte vorzuweisen. Besonders traurig ist dabei der sich abzeichnende Kompromiss zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung. Am Beispiel der Schweinehaltung zeichnet sich ab: Hier werden wenige Quadratzentimeter mehr Platz für das Einzeltier als großen Fortschritt gefeiert und, wenn dies so durch den Bundesrat betätigt wird, für die kommenden 20 Jahre zementiert. Ein "Mehr" an Tierwohl und eine dringend notwendige, in die Zukunft ausgerichtete Landwirtschaftspolitik, mit der klaren Zielsetzung die Fleischproduktion bzw. des -konsums zu reduzieren, sieht anders aus. Ebenso wenig sind Fortschritte in Hinblick auf die im Koalitionsvertrag versprochene Reduktionsstrategie der "Verbrauchstiere" bei Tierversuchen zu erkennen. Ganz abgesehen von der derzeit geführten Debatte um die tier- und naturschutzwidrige Dezimierung der wenigen bei uns lebenden Wölfe. Außerdem nahm Schröder ausführlich auf die zunehmend kritische Lage der Tierheime Bezug, die die drastischen Kostensteigerungen in vielen Bereichen nicht mehr tragen können.
Der Bundesverband unterstützt seine Mitglieder bestmöglich. Aber auch die Kommunen und Länder sind hier in der Pflicht.

Nach diesem klaren Appell durch den Tierschutzbund, stellte Dr. Thomas Pyczak, Tierschutzreferatsleiter des für Tierschutz zuständigen Ministeriums Ländlicher Raum, die aktuellen Möglichkeiten für Tierheime vor, Zuschüsse aus den im Landeshaushalt speziell für Tierheime eingestellten Etat (insgesamt 500.000 € im Jahr) zu beantragen. Die neue Verwaltungsvorschrift (VwV) Tierschutzmaßnahmen wurde im Februar 2023 um zwei Fördermöglichkeiten erweitert. Neben dem ursprünglich schon enthaltenen Bau und der Sanierung von Tierheimen, sind nun auch für die Tierhaltung in Tierheimen notwendige Ausstattungsgegenstände förderfähig, sowie Zuschüsse für die Kastrationen von freilebenden Katzen beantragbar (Katze: 80 €, Kater: 40 €). Zudem können Kommunen und Landkreise 2023/2024 - unterstützt aus Fraktionsmitteln der GRÜNEN im Landtag - in einzelnen Modellregionen eigene Katzenschutz-Gesamtkonzepte kofinanzieren.
Diese Öffnung der ehemaligen VwV Tierheimförderung des Landes wurde allseitig sehr begrüßt. Großes Bedauern äußerten die Anwesenden allerdings, dass kleinere Katzenschutzvereine ohne eigenes Tierheim, die ihre Katzen über private Pflegestellen versorgen, von diesem neuen Zusatzangebot nicht direkt profitieren können.

Martin Spirgatis, 2. Vorsitzender des Landestierschutzverbands, beschrieb in seiner Präsentation im Anschluß das neue Förderprojekt des Landesverbands für "Erziehungsmaßnahmen von schwierigen Hunden" in Tierheimen. So bewilligt der Verband als "Anschubfinanzierung" Zuschüsse für das speziell bei Problemhunden notwendige Training unter fachkundiger Anleitung, damit auch diese Hunde letztendlich eine Chance auf eine Vermittlung erhalten und nicht zu Dauergästen werden müssen. Möglich wird dieses einmalige Projekt durch eine Erbschaft des Landes, welche vom Landesverband zusätzlich aufgestockt und begleitet wird.

Gemeinsam mit Stefan Braun vom Gemeindetag Baden-Württemberg, stellte sich Dr. Pyczak in der anschließenden offenen Diskussionsrunde den teilweise sehr kritischen Fragen der anwesenden TierschützerInnen. Anhand des regen Austauschs und dem sehr späten Ende der Versammlung wurde deutlich, wie viele Problemfelder es derzeit hierzulande im Tierschutz an der Basis, bei den Tierschutzvereinen und Tierheimen gibt und wie dringlich in vielen Bereichen Unterstützung von Seiten der Landes- und der Bundesregierung benötigt wird.
Der Landesverband dankt allen Beteiligten für ihr Interesse sowie den regen und konstruktiven Austausch!

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