Die Regierungskoalition steht - zukünftig mehr Tierschutz in BaWü? - Landestierschutzverband Baden-Württemberg
Die Regierungskoalition steht - zukünftig mehr Tierschutz in BaWü?
von Redaktion LTschV-BW

Die Regierungskoalition steht - zukünftig mehr Tierschutz in BaWü?

Die kommende Regierungskoalition verspricht eine neue Tierschutzstrategie.
Mit der Ankündigung eines Hundeführerscheins und eines Sachkundenachweises für die Haltung gefährlicher Exoten wurden im neuen Koalitionsvertrag wichtige Anliegen der Tierschützer aufgegriffen. Auch der Ansatz Katzenschutzverordnungen zu erleichtern, ist ganz im Sinne von Tierfreunden.
Doch Tierschutz gilt nicht nur für Heimtiere. Wie sieht es mit mehr Tierschutz bei so genannten „Nutztieren“, Versuchstieren oder den einheimischen Wildtieren aus? Hier bleibt vieles offen.

Die neue Regierungskoalition hat sich hohe Ziele gesetzt. So steht u.a. die Entwicklung eines Tierschutzstrategieplans auf der Agenda, der „alle Bereiche der Nutzung und Haltung von Tieren“ umfasst: Landwirtschaft, Heimtiere und Tierversuche.

Nicht nur für Tierschützer ein wichtiger Schritt nach vorne: Vor dem Erwerb eines Hundes soll zukünftig ein Sachkundenachweis des zukünftigen Herrchens oder Frauchens erfolgen. Auch die Haltung von „Gefahrtieren“ soll demnächst an einen solchen Sachkundenachweis gebunden werden. Zudem ist geplant die Durchsetzung von Katzenschutzverordnungen zu erleichtern.

Stefan Hitzler, Vorsitzender des Landestierschutzverbands erkennt in diesen Vorhaben wichtige Grundanliegen der Tierschützer wieder: „Tiere sind keine Sachen, die man aus einer Laune heraus zu sich holt und ebenso schnell wieder entsorgt, wenn sie einem nicht mehr gefallen. Wir begrüßen deshalb die angekündigten Maßnahmen, die Heimtierhalter*innen künftig mehr in die Pflicht nehmen sollen. Ein wichtiges Ziel für uns liegt darin, dass angehende Tierbesitzer*innen sich die Anschaffung von Tieren „zweimal überlegen“ und sich schon im Voraus über deren Bedürfnisse detailliert informieren müssen. Mit dem Sachkundenachweis wächst hoffentlich auch das Verantwortungsbewusstsein für den tierischen Begleiter und unbedachte Spontankäufe nehmen ab,“ erklärt Hitzler.

In der landwirtschaftlichen Tierhaltung ist Tierschutz ebenfalls zunehmend ein gesellschaftliches und somit politisches Thema. Alleine in Baden-Württemberg lag der Viehbestand Ende 2020 bei über 1.600.000 Schweinen, 148.000 Zuchtsauen, 950 000 Rindern sowie 380.000 Milchkühen. Dazu kamen 2.200.000 Legehennen und ebenso viel Mastgeflügel. Die Tierzucht und -mast findet überwiegend „konventionell“ unter teilweise inakzeptablen Bedingungen statt. Hier soll zukünftig mehr Tierwohl im Fokus stehen.
Der Maßnahmenplan Tierschutz der Regierungskoalition sieht u.a. ein neues Kälberkonzept vor, um zukünftig die hoch umstrittenen Langstreckentransporte zu vermeiden. Er enthält außerdem einen Ausstiegsplan aus der ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern und Maßnahmen, die möglichst allen Tieren den Zugang zum Freien ermöglichen soll. Auch bei der Schlachtung und Tiertransportüberwachung sind Neuerungen vorgesehen, um den Tierschutz zu verbessern.

In anderen tierschutzrelevanten Bereichen bleibt der Koalitionsvertrag unkonkret oder lässt sogar Verschlechterungen befürchten.
Stefan Hitzler zeigt sich hinsichtlich der Vorhaben im Tierversuchsbereich enttäuscht: „ In Baden-Württemberg sterben in Tierversuchen im bundesweiten Vergleich alljährlich mit die meisten Tiere. Ein Rekord auf den das Land wahrlich nicht stolz sein kann. Schon in den Vorjahren versprach die schwarz-grüne Koalition hier gegenzusteuern und die Alternativ-Forschung voranzubringen. Stand heute ohne nennenswerten Erfolg. Die Ankündigung die Zahl der Tiere in Tierversuchen drastisch zu reduzieren wird im neuen Koalitionsvertrag jetzt erneut bekräftigt. Folgen den Worten diesmal auch Taten?“

Im Bereich Jagd zeichnet sich eine negative Entwicklung ab. So soll offensichtlich der Biber, kaum dass er nach seiner Ausrottung in Baden-Württemberg zurückgekehrt ist, wieder zur Tötung freigegeben werden. Ebenfalls geraten Rehe und unsere einheimischen Beutegreifer künftig noch intensiver unter Jagddruck.
„Es entsteht der Eindruck, dass statt einem umfassenden und modernen Wildtiermanagement immer mehr die Bejagung in den Vordergrund rückt“, kommentiert Hitzler und ergänzt: „Umso mehr bauen wir jetzt darauf, dass die Wahlversprechen der GRÜNEN - als von den Bürger*Innen bestätigte Mehrheitspartei - nicht nur beim Klimaschutz, sondern auch im Tierschutz umgesetzt werden. Tierschutz hat in unserer Gesellschaft inzwischen einen hohen Stellenwert und ist seit 2002 Staatsziel. Zahlreiche Wähler*Innen hierzulande haben die GRÜNEN insbesondere auch aufgrund ihrer Absichtserklärungen den Tierschutz insgesamt weiter zu stärken und sich für mehr Tierwohl einzusetzen, gewählt.“

Hintergrund

Tierschutzfragen zur Landtagswahl 2021 - Antworten der Fraktion GRÜNE in BW / Bündnis 90/die Grünen BW

Zurück