Osterhaseninfos - Landestierschutzverband Baden-Württemberg
Osterhaseninfos
von Redaktion LTschV-BW

Als Ostergeschenk schnell ein quicklebendiges Kaninchen kaufen? Der Osterhase würde sicherlich entsetzt den Kopf schütteln, denn die Langohren sind keinesfalls pflegeleichte Kuscheltiere.
Auch wenn Kaninchen zu den beliebtesten Kleintieren hierzulande zählen: sie sind alles andere als einfach zu halten. Da viele Kaninchenbesitzer sich nicht ausreichend über die Haltungsansprüche ihrer Tiere informieren, fristen viele ein trauriges artwidriges Dasein und sterben oft viel zu früh.
Deswegen der dringende Appell des Landestierschutzverbandes zu Ostern:
„Rat vor Tat“ - bevor man sich Tiere zulegt, immer zuerst gut informieren und fachkundig beraten lassen!

Haustiere liegen in Deutschland voll im Trend. Kaninchen haben dabei bei den kleineren Heimtieren die Nase ganz weit vorn und sind mit Abstand die beliebtesten.
Gerade zur Osterzeit verkaufen sich lebendige „Osterhasen“ besonders gut. Nicht nur Zoofachgeschäfte bieten die niedlichen Fellnasen an, man findet sie auch in Gartencentern oder Baumärkten und kann sich dort praktischerweise auch gleich mit jeder Menge Zubehör eindecken. Und wen kümmert es schon, dass die angebotenen Kaninchenkäfige viel zu klein und völlig ungeeignet für diese Tierart sind. Stellen die Kunden allerdings fest, dass selbst die kleinste Gitterbox teurer ist, wie das Tier selbst, zudem zwei Tiere nicht nur doppelt so viel kosten und mehr Platz beanspruchen, kommen viele schnell von der empfohlenen Paarhaltung ab. Eine Großpackung Alleinfutter komplettiert das Ostergeschenk und vermutlich wird niemand darauf hinweisen, dass diese Fertigfutter viel zu gehaltvoll für Kaninchen sind und die Nager damit ihre ständig nachwachsenden Zähne unmöglich richtig abarbeiten können. Und schon beginnen die Schwierigkeiten, denn Verfettung, Verdauungs- und Zahnprobleme sind bei falscher Fütterung absehbar.

Stefan Hitzler, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes kennt die Folgen unbedachter Tierkäufe nur zu gut: „Leider werden viele Kleintiere völlig unüberlegt angeschafft und sehr oft nicht artgerecht gehalten. Stellen sich die niedlich aussehenden Tiere dann aber als gar nicht kuschelfreudig, stattdessen aber sehr putzintensiv heraus, landen sie schnell irgendwo im Abseits, um auf dem Balkon, in der Garage, oder im Keller vor sich hin zu vegetieren.“

Aber auch Kaninchenzüchter beteiligen sich maßgeblich an dem lukrativen Geschäft und der Vermehrung der sowieso schon sehr fortpflanzungsfreudigen Langohren. In Deutschland sind über 190.000 in Vereinen organisierte Kaninchenzüchter gemeldet. Allein bei Kaninchen gibt es derzeit ca. 88 Rassen in 370 Farbenschlägen. Das Zuchtideal fest im Auge wird gezüchtet, selektiert und weitervermehrt. Nachkommen mit falscher Färbung, zu kleinen Ohren oder sonstigen „Mängeln“ werden aussortiert und entweder günstig verkauft, verschenkt oder gleich getötet. Gerade durch bestimmte Zuchtideale geht dieses ambitionierte Hobby einmal mehr zu Lasten der Tiere. Viele Rassen sehen zwar niedlich aus, doch was für Züchter schön sein mag, bedeutet für viele der Rassetiere lebenslanges Leid. Die typischen Hängeohren der Widderkaninchen bspw. führen oft zu schwer behandelbaren, schmerzhaften Ohrenentzündungen. Zwergkaninchen mit ihren runden Köpfchen kommen aufgrund ihrer zuchtbedingten Schädeldeformationen oft mit Zahnfehlstellungen auf die Welt und müssen ihr Leben lang tierärztlich behandelt werden. Bei Langhaarkaninchen verfilzt nicht nur das Fell sehr schnell, sie können sich auch selbst nicht richtig putzen und pflegen. Häufig kommt es aufgrund verschluckter Haare zu Magen-Darm-Problemen, nicht selten mit Todesfolge.

„Es ist traurig, wie Tiere in unserer schnelllebigen Gesellschaft immer mehr zur Konsumware degradiert werden. Hier muss endlich ein Umdenken stattfinden“, so der Appell des Landestierschutzverbandsvorsitzenden. Hitzler weiter: „Ein erster Schritt wäre es, die Zucht von Rassen mit genetisch bedingten Krankheitsmerkmalen konsequent zu unterbinden. Und natürlich auch auf tierische Spontankäufe oder -geschenke zu verzichten, selbst wenn Kinder noch so hartnäckig auf einen „echten Kuscheltier“ bestehen. Gerade Kaninchen sind sehr anspruchsvoll. Sie brauchen unbedingt mindestens einen Artgenossen (bei einem Pärchen muss das Männchen kastriert sein), täglich viel Bewegung und Auslauf, abwechslungsreiche Nahrung, sie benötigen Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten, nagen und graben gerne - mit anderen Worten: sie sind als Schmusehasen für Kinderzimmer ungeeignet.“

Hitzler weiß wovon er spricht, denn viele Tierheime in Baden-Württemberg sind übervoll mit ungewollten, abgegebenen oder ausgesetzten Kaninchen.
Fälschlicherweise glauben Eltern oft immer noch, Kaninchen seien die idealen, unkomplizierten Spielpartner, mit denen Kinder lernen, für andere Lebewesen Verantwortung zu übernehmen. Eine Aufgabe, mit der aber gerade kleinere Kinder hoffnungslos überfordert sind. Die Aufnahme eines Haustiers sollte folglich gut überlegt und mit allen Familienmitgliedern abgesprochen sein. Es geht eben nicht um ein nettes Spielzeug, sondern um die Fürsorgepflicht für ein Lebewesen und das (s)ein Tierleben lang. Fragen wie: wer füttert, beschäftigt sich regelmäßig mit dem Tier, sorgt für täglich ausreichenden Auslauf, macht sauber, übernimmt den Gang zum Tierarzt und trägt die Kosten, kauft Futter und sonstiges Zubehör und kümmert sich rechtzeitig um die Urlaubsversorgung … müssen deshalb im voraus geklärt und sichergestellt sein. Und hier sind vor allem die Eltern in der Verantwortung.

Hitzlers dringende Empfehlung lautet deshalb: „Vor der Anschaffung von Heimtieren sollte immer eine kompetente Beratung stehen. Diese bieten beispielsweise Tierschutzvereine und Tierheime an, und das sogar kostenlos.“

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